Gedanken zu Franziskus (Teil 8)

In diesem Monat November, geprägt vom Gedenken an alle Heiligen und an Allerseelen, schreibt unser Mitbruder P. Petru aus dem Konvent Graz seine Gedanken zur Nachfolge des Heiligen, der den Tod seinen Bruder nannte:

Christus nachfolgen auf den Spuren des Hl. Franziskus von Assisi

Der Monat November ist für mich ein besonderer Monat. Jedes Jahr – und das seit 25 Jahren – feiere ich den Tag meiner Priesterweihe. Seit ich mich erinnern kann war es schon immer mein Wunsch und mein Traum Priester zu werden. Eigentlich habe ich nie andere Pläne gehabt. Meine Eltern haben immer wieder ganz stolz erzählt, dass der Priester, der mich getauft hat, schon bei meiner Taufe gesagt hat, dass ich einmal Priester werden soll. Mein Taufpriester, auch ein Franziskaner-Minorit, war neu in der Pfarre und ich war sein erster Täufling. Diese Worte hatte ich immer im Hinterkopf und hatten mich sehr beschäftigt, natürlich im positiven Sinn.

In Rumänien gab es in den 1980er Jahren, als ich alt genug gewesen wäre ins Priesterseminar der Diözese aufgenommen zu werden, nur wenige Möglichkeiten dazu. Aufnahmen fanden nur alle vier Jahre statt und auch dann wurde nur eine kleine Anzahl – 7 Kandidaten – zugelassen. Daher habe ich erst die Berufsschule besucht – ich bin gelernter Metalldreher – und war auch 19 Monate beim Militär, und zwar bei der Feuerwehr. Mein Wunsch Priester zu werden, war aber so groß, dass mich mein Pfarrer circa ein Jahr vor der Wende gefragt hat, ob ich auch bereit wäre einen anderen Weg als den über das Priesterseminar der Diözese zu gehen: Im Vertrauen erzählte er mir, dass es im Untergrund Orden gibt, über die man auch im Ausland studieren und Priester werden könnte. Er selbst sei bei den Franziskaner-Minoriten, was nicht öffentlich bekannt war, da der Orden zu dieser Zeit verboten war. Ich habe dann heimlich Kontakt zum Orden aufgenommen und angefangen, mich auf das Studium vorzubereiten; dazu habe ich auch die Matura nachgemacht. Gleich nach der Wende wurde das Ordensseminar 25 Km von meinem Heimatort entfernt wieder geöffnet und ich machte dort gemeinsam mit 31 anderen Novizen mein Noviziat. Gleich nach dem Noviziatjahr sandte mich der Orden nach Wien zum Theologiestudium; das war im Jahre 1991. Seither bin ich in Österreich.

Warum erzähle ich meine Berufungsgeschichte? Wenn ich zurückblicke, immer wenn ich darüber nachdenke, kann ich erkennen, dass mich Gott immer begleitet hat, dass mich immer Menschen mit ihrem Beispiel ermutigt, geprägt und mit ihrem Gebet unterstützt haben. Eine besondere Rolle für meine Berufung haben meine Eltern, besonders meine Mama, die eine Beterin war und fest daran geglaubt hat, dass ich eines Tages Priester werde. Außerdem unser Pfarrer, der in unsere Gemeinde gekommen ist, als ich 5-6 Jahre alt war. Er hatte eine ganz besondere Gabe, junge Menschen für das Priestertum zu begeistern. In den 30 Jahren, in denen er unser Pfarrer war, sind über 30 junge Menschen aus unserem Dorf Priester geworden, die alle ihn zum Vorbild hatten, darunter auch mein jüngerer Bruder. Für uns war der Pfarrer ein heiliger Mann. Solche Vorbilder brauchen wir immer wieder, Menschen, die mit ihrem Lebensbeispiel auch andere begeistern können.

Jeder von uns hat seine eigene Berufungsgeschichte. Ich darf glücklich und zufrieden auf die 33 Jahre zurückblicken, die ich als Ordensmann meine Berufung gelebt habe und auf die 25 Jahre, die ich als Ordenspriester wirken durfte und möchte auch weiterhin Christus nachfolgen nach dem Beispiel und auf den Spuren des Hl. Franziskus. Beten wir inständig, Gott möge viele Berufungen unseres Ordens schenken.

Gebet aus dem „Brief an alle Brüder oder den gesamten Orden“ des Hl. Franziskus: Allmächtiger, ewiger, gerechter und barmherziger Gott, verleihe uns Elenden, um deine selbst willen das zu tun, von dem wir wissen, dass du es willst, und immer zu wollen, was die gefällt, damit wir, innerlich geläutert, innerlich erleuchtet und vom Feuer des Heiligen Geistes entflammt, den Fußspuren deine geliebten Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus, folgen können und allein durch deine Gnade zu dir, Allerhöchster, zu gelangen vermögen, der du in vollkommener Dreifaltigkeit und einfacher Einheit lebst und herrschst und verherrlicht wirst als allmächtiger Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.