Der Orden in Österreich und der Schweiz

Die Minoriten in Österreich

Noch zu Lebzeiten des Ordensgründers, des Hl. Franziskus kamen die ersten Minoriten nach Wien. Der Babenberger Herzog Leopold VI. gründete dort 1224 den Konvent (das Kloster) der Minderbrüder und die Minoritenkirche vom Heiligen Kreuz. Die ersten Brüder waren Johannes de Plano Carpine, Albert von Pisa, Marcus von Mailand und Jacobus von Tarvisio. Im Jahre 1239 wurde Österreich von der Provinz Saxonia abgetrennt und zur eigenen Provinz erhoben. Als ihr erster Provinzial wird ein Bruder Johannes genannt.

Es entstanden Niederlassungen in ganz Österreich, so in Stein a.d. Donau (1224), Tulln (1225), Graz (1230), Linz (1236), Laa a.d. Thaya (1237), Judenburg (1239), Wr. Neustadt (1240), Hainburg (1240), Wolfsberg (1242), Villach (1246), Enns (1277), Wels (1280), Bruck a.d. Mur (1290), Viktorsberg (1383), Eisenstadt (1414), Asparn a.d. Zaya (1624), Wimpassing (1630) und Neunkirchen (1631).

In der Reformationszeit und durch die Klosteraufhebungen Kaiser Josef II. gingen viele Konvente der österreichischen Minoritenprovinz verloren, sodaß heute nur noch die Konvente Wien, Graz, Neunkirchen und Asparn a.d. Zaya übrig blieben.

Wien, das Provinzialatshaus (Hauptkloster) errichtete 1621 eine eigene Ordenshochschule, der drei Studienhäuser, nämlich Asparn/Zaya, Neunkirchen und Wimpassing angehörten. Auch an der Universität Wien wirkten Minoriten als Professoren. In der Zeit von 1489 bis 1779 waren 14 Dekane an der theologischen Fakultät tätig. Über lange Zeit stellten sie die Hofpfarrer, sowie die Hofkapläne an der nahe dem Konvent gelegenen Hofburg in Wien.

Die Aufgaben sind heute vor allem Pfarrseelsorge, Schule, Krankenhausseelsorge  und Gefangenen- und Entlassenenbetreuung. Die Minoriten in der Schweiz

Die Geschichte des Franziskanerklosters Freiburg ist eng mit der Entwicklung des Ordens der Franziskaner-Konventualen in der Schweiz verflochten. Der folgende Überblick soll die grossen Linien der Ordensgeschichte nachzeichnen.

Franz von Assisi (1181/1182–1226) gründete 1209 eine Gemeinschaft von Wanderpredigern, die gemäss seiner Lebensregel in freiwilliger Armut zu Busse und Umkehr aufriefen. Diese franziskanische Bewegung wurde im 13. Jahrhundert zu einem hierarchisch gegliederten Orden, der in den aufblühenden Städten und Universitäten stark vertreten war. Nach Auseinandersetzungen über die authentische Auslegung der Ordensregel teilte sich der Orden der Minderbrüder 1517 in einen konventualen und einen observanten Zweig. Letzterer strebte eine strenge Beobachtung (observantia) der ursprünglichen Regel und des Armutsgebots an. 1525 wurde als dritter Zweig der franziskanischen Ordensfamilie der Kapuzinerorden gegründet. Die Kapuziner widmeten sich der Seelsorge in Stadt und Land zur Ausbreitung der katholischen Reform. Sie sind heute der grösste franziskanische Männerorden in der Schweiz.

Ausbreitung des Franziskanerordens von 1230 bis zum 15. Jahrhundert
Die 19 Konvente des Franziskanerordens auf dem Gebiet der heutigen Schweiz waren gemäss ihrer kulturellen und sprachlichen Zugehörigkeit drei verschiedenen Provinzen zugeteilt. In der folgenden Übersicht werden nur die Männerkonvente berücksichtigt.

Konvente der Oberdeutschen oder Strassburger Provinz
Seit ihrer Gründung gehörten die Franziskaner von Freiburg der Oberdeutschen oder Strassburger Provinz an. Guardiane und Lektoren wurden von der Ordensleitung in andere Klöster der Provinz versetzt. Diese Praxis sorgte während des ganzen Mittelalters für einen regen Austausch. Studienorte waren Paris, Avignon, Strassburg, später auch Wien, Heidelberg und Marburg.

Die Daten zur Gründung und Aufhebung der Konvente stehen in Klammern.

  • Basel BS (um 1231–1529), seit 1447 observante Franziskaner
  • Bern BE (1251/1255–1528)
  • Burgdorf BE (1280–1528)
  • Freiburg i. Ü. FR (1256–heute)
  • Königsfelden AG (1309–1528)
  • Luzern LU (1240/1260–1838)
  • Schaffhausen SH (nach 1250–1529)
  • Solothurn SO (um 1280–1857)
  • Zürich ZH (um 1240–1524)
Madonna del Sasso
Madonna del Sasso

Provinz Burgund

  • Genf GE (um 1266–1534/1536)
  • Grandson VD (1289/1298–1554/1555)
  • Lausanne VD (um 1258–1536)
  • Morges VD (1497/1500–1536) – Observante Franziskaner
  • Nyon VD (1295/1296–1536)
  • Bellinzona, S. Maria delle Grazie (1481/1483–1848) – Observante Franziskaner
  • Locarno, S. Francesco (ca. 1230–1848)
  • Locarno, Madonna del Sasso (ca. 1480–1848)
  • Lugano, S. Francesco (ca. 1230–1811)
  • Lugano, S. Maria degli Angeli (1472/1490–1848) – Observante Franziskaner
  • Freiburg i. Ü.
  • Luzern LU (bis 1838)
  • Solothurn SO (bis 1857)
  • Werthenstein LU (Neugründung, 1630–1838)
  • Locarno, S. Francesco (bis 1848)
  • Locarno, Madonna del Sasso in (bis 1848)
  • Lugano, S. Francesco (bis 1811)
  • Choulex GE (Unité pastorale Arve-Lac), (1987-2016)
  • Flüeli-Ranft OW, Sekundarschule (1970–1998), Systemisches Schul- und Therapieheim (seit 1999)
  • Freiburg i. Ü., seit 1256
  • Grand-Lancy GE, Pfarrei La Sainte-Famille (1968–1987)
  • Pensier FR, Antoniuskonvikt (1951–1986)
  • Therwil BL, Hilfspriesterheim (1947–1979)
  • Choulex (Unité pastorale Arve-Lac 1987-2016)
  • Flüeli-Ranft, Systemisches Schul- und Therapieheim (Stiftung Juvenat der Franziskaner), seit 1999
  • Freiburg i. Ü., seit 1256