Gedanken zu Franziskus (Teil 2)

Franziskus und die Wundmale

Heiliger Franziskus,
du hast dir nichts sehnlicher gewünscht
als Christus den Gekreuzigten zu lieben
und stets seinen Willen zu tun.
Du hast danach getrachtet mehr ein Gebet als ein Betender zu sein,
deswegen wurdest du „alter Christus“, zweiter Christus genannt.
Dir ist es gelungen nicht an den Verwirrnissen deiner Zeit zu verzweifeln,
sondern gerade in deiner Zeit Christus nachzufolgen
und so der Welt eine neue Hoffnung zu geben
und sie in neuem Licht zu sehen.
Du warst nicht müde, Zeugnis von der Liebe zu geben,
die Gott uns Menschen ununterbrochen schenkt,
aber die wir Menschen immer wieder vernachlässigen.
Du hast uns zugerufen:
die Liebe muss wieder geliebt werden
und damit hast du Gott, der die Liebe ist, gemeint.
Du hast dich nicht verunsichern lassen
als du nicht wusstest, ob du auf dem richtigen Weg warst.
Die erkannte Wahrheit hat dir genügt
deine Schritte in die Fußspuren Jesu zu setzen
und zugleich der Suchende zu bleiben.
Du hast nicht in der Finsternis geirrt,
sondern dich in die Obhut Gottes gestellt,
der dir leuchtete und nach und nach zur Erkenntnis führte.
Du hast um einen Glauben gebetet,
der stark bleibt und Gott die Treue hält.
Du hast dich immer wieder zurückgezogen,
um nur mit Gott zu sein und ihm zuzuhören.
Du hast fest gehofft,
dass Gott dir eine unbeirrbare Antwort gibt.
Als du Gott darum gebeten hast,
dass er dir, wie weit das nur möglich ist,
die Schmerzen, aber auch die Liebe Jesu bei der Kreuzigung nachempfinden lässt,
wurde dein Wunsch in den Wundmalen erfüllt.
Du konntest auf einzigartige Weise mit Jesus Christus verbunden sein
und wurdest dazu eingeladen
mit ihm das Leiden und die grenzenlose Liebe durchzuleben.
So durfte sich deine Liebe in der Liebe Gottes vollenden.
Da wusstest Du, Gott hat dir Klarheit und Erkennen geschenkt.
Wie würde ich reagieren?
Wäre das für mich eine besondere Gnade und ein Zeichen der Liebe Gottes zu mir
oder eher die Frage: Herr, warum so?
Sollte nicht die Liebe stets etwas Angenehmes und Freudiges sein?
Für dich, lieber Franziskus,
war das Leiden etwas Schmerzhaftes und Freudiges zugleich.
Tomas von Celano beschreibt so deine innige Erfahrung:
Große Wonne durchdrang dich,
und noch tiefere Freude erfasste dich über den gütigen und gnadenvollen Blick,
mit dem du dich vom Seraph angeschaut sahst,
dessen Schönheit unbeschreiblich war;
doch sein Hängen am Kreuz und die Bitterkeit seines Leidens
erfüllte dich ganz mit Entsetzen.
Und so erhobst du dich, sozusagen traurig und freudig zugleich,
und Wonne und Betrübnis wechselten in dir miteinander.
Bald darauf empfandest du ein starkes Verlangen
Gott zu loben und zu preisen,
und deine Bewunderung für ihn in Worte zu fassen.
Du lädst alle Geschöpfe,
darunter auch mich,
mit dir unseren Gott,
mit unserem ganzen Wesen und unserer ganzen Liebe,
mit unserer ganzen Kraft und unserer ganzen Leidenschaft,
zu verherrlichen und zu rühmen,
unser ganzes Leben lang
bis wir in Gott die Vollendung und Erfüllung finden.
Danke Franziskus,
dass du uns auch heute daran erinnerst und uns Mut machst.