Gedanken zu Franziskus (Teil 3)

Franziskus und der hl. Antonius

Der franziskanische Beitrag für dieses Monat kommt von unserem Provinzial P. Andreas aus Deutschland:

Es ist etliche Jahre her. Ich war damals noch Student in unserem Kloster in Würzburg. Eines Tages wurde im Konvent angekündigt: Am 13. Juni kommen Brüder aus Padua und sie bringen die große Antonius-Reliquie mit. Außerdem würden sie uns für unsere Statue im Kreuzgang eine kleine Reliquie schenken. Mein erster Gedanke: Das wird peinlich! Denn wer interessiert sich heutzutage noch für Reliquien?!

Meine Überlegungen hätten nicht falscher sein können. Ich habe gestaunt, dass die Kirche am Antonius-Tag so voll war wie selten. Bei der Prozession durch den Kreuzgang drängten sich die Menschen dicht an dicht. Alle wollten die Reliquie berühren und ein Antonius-Brötchen ergattern. Es war ein schönes Fest!

Mittlerweile bin ich zuständig für die Zeitschrift „Sendbote des hl. Antonius“ und deswegen auch regelmäßig in Padua. Immer nehme ich mir etwas Zeit, um in der Basilika zu sitzen, am Grab des Heiligen vorbeizugehen, zu beten – aber auch die Menschen zu beobachten, die das Gotteshaus besuchen. Und ich staune immer wieder über die „fromme Atmosphäre“ in dieser Kirche, die man wirklich spüren kann. Viele Menschen haben hier das Gefühl, dem Heiligen ganz besonders nah zu sein – und so auf seine Hilfe hoffen zu dürfen, wie er vor 800 Jahren Menschen geholfen hat.

Die Zeiten mittelalterlicher Reliquienkulte sind vorbei. Aber – Gott sei Dank: Immer noch gibt es Augenblicke, wo wir uns dem Heiligen besonders nahe fühlen dürfen. Immer noch gibt es Orte, wo wir diese Nähe aktiv suchen können. Und immer noch dürfen wir vertrauen, dass Gott uns tatsächlich nahe ist. Antonius von Padua, einer der großen franziskanischen Heiligen, erinnert mich daran!